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Verdeckter Stellenmarkt: Jobs ohne Ausschreibung finden

Viele Jobs tauchen nie in Jobbörsen auf – sie werden im verdeckten Stellenmarkt vergeben. Unternehmen besetzen Stellen lieber über persönliche Kontakte, Empfehlungen oder Netzwerke, bevor sie sie öffentlich ausschreiben. Für dich bedeutet das: Mit den richtigen Strategien kannst du Zugang zu diesen verborgenen Chancen bekommen. Ob durch Networking, Karrieremessen oder soziale Netzwerke – hier erfährst du Schritt für Schritt, wie du Jobs findest, von denen andere nicht einmal wissen, dass es sie gibt.


 Was ist der verdeckte Stellenmarkt? (Definition)

Der verdeckte Stellenmarkt = alle Jobs, die nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Das heißt, Unternehmen besetzen offene Stellen ohne klassische Stellenausschreibung auf Jobportalen, Karriereseiten oder in Zeitungen[1]. Stattdessen erfahren nur Eingeweihte von diesen Chancen – zum Beispiel internes Personal, Freundinnen oder empfohlene Kandidatinnen. Oft spricht man hier auch vom „informellen“ oder „verborgenen“ Arbeitsmarkt. Im Alltag wird dafür gern der Begriff „Vitamin B“ (Beziehungen) verwendet, denn persönliche Kontakte spielen die Schlüsselrolle. Kurz gesagt: Es gibt keinen offiziellen Jobinserat-Link, sondern du musst auf anderen Wegen von der Vakanz erfahren.

Offener vs. verdeckter Arbeitsmarkt: Während beim offenen Stellenmarkt jeder von freien Jobs erfahren kann (z.B. über öffentliche Anzeigen), bleiben im verdeckten Markt viele Stellen unter dem Radar. Dazu zählen auch Positionen, die nur intern oder im engen Netzwerk verbreitet werden, etwa wenn eine Firma zuerst im Kollegium oder über Bekannte sucht. Selbst Anzeigen nur auf der eigenen Firmenwebsite gelten als verdeckt, da sie ohne aktives Networking leicht übersehen werden[2]. Für dich als Jobsuchenden bedeutet das: Du kannst diese versteckten Chancen nur über Kontakte, Eigeninitiative oder spezielles Insiderwissen finden – nicht über die üblichen Jobbörsen.

 Warum schreiben Firmen Stellen nicht aus? (Gründe)

Unternehmen nutzen den verdeckten Stellenmarkt aus mehreren guten Gründen: Zeit- und Kostenersparnis spielt oft die größte Rolle. Eine öffentliche Ausschreibung kann teuer sein (in der Schweiz z.B. jährlich dreistellige Millionenbeträge für Jobanzeigen[3]) und Hunderte Bewerbungen erzeugen. Durch interne Besetzungen oder Empfehlungen sparen sich Firmen aufwändige Auswahlverfahren. Wenn eine Mitarbeiterin einen passenden Kandidaten empfiehlt, vertraut das Unternehmen darauf, dass diese Person wirklich geeignet ist – das erhöht die Einstellungsqualität. Mitarbeiterempfehlungen (Employee Referral Programs) werden daher immer beliebter. Beschäftigte erhalten dabei für erfolgreiche Vermittlungen einen Bonus, was gleichzeitig die Motivation steigert.

Ein weiterer Grund ist Diskretion. Gerade bei höheren Positionen wollen Firmen keine Unruhe: Eine Stelle wird verdeckt gehalten, wenn z.B. derdie bisherige Stelleninhaberin noch im Unternehmen ist oder strategische Veränderungen (Umstrukturierungen, Führungswechsel) anstehen. Vertraulichkeit ist in solchen Fällen entscheidend, damit keine Gerüchte oder Unsicherheiten entstehen. Außerdem möchten manche Arbeitgeber eine Flut unpassender Bewerbungen vermeiden. Gerade begehrte Firmen würden auf eine öffentliche Ausschreibung sehr viele Rückmeldungen erhalten – hier kann der verdeckte Weg gezielter und ruhiger ablaufen.
Praxisbeispiel: Jana (24) merkte nach dem Studium, dass viele begehrte Trainee-Stellen gar nicht online auftauchten. Durch Rückfrage bei einer Dozentin erfuhr sie von einer freien Stelle in einem Industrieunternehmen, die nur intern kommuniziert wurde. Jana bewarb sich auf Hinweis der Professorin direkt beim Teamleiter – und erhielt den Job, ohne dass je eine öffentliche Ausschreibung existierte.

 Verdeckter Stellenmarkt in Zahlen: Wie viele Jobs werden nicht ausgeschrieben?

Weltweit gilt der versteckte Arbeitsmarkt als riesig – und DACH bildet da keine Ausnahme. Statistiken zeigen, dass ein Großteil der Stellen “unter der Hand” vergeben wird. In Deutschland werden rund 65 % aller Vakanzen nicht öffentlich ausgeschrieben. Auch in Österreich sind es etwa 70 % aller freien Stellen, die nie als Anzeige erscheinen (Arbeiterkammer OÖ 2018). Die Schweiz schätzte den verdeckten Anteil 2018 zwar nur auf ~20 %, doch das hängt mit besonderen Vorschriften zusammen – dort müssen seit 2018 viele offene Stellen den Behörden gemeldet werden, was den informellen Markt etwas eindämmt. Trotzdem gibt es auch in der Schweiz zahlreiche “inoffizielle” Jobs, vor allem für gesuchte Fach- und Führungskräfte.

Auch die Besetzungswege bestätigen die Bedeutung von Vitamin B: Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurde in Deutschland bereits 2015 knapp jede dritte Stelle (≈30 %) über persönliche Kontakte oder Mitarbeiterempfehlungen besetzt. Ein IAB-Bericht von 2017 ergab ähnliches: Ein Drittel aller Neueinstellungen kam durch Beziehungen zustande, bei Kleinbetrieben (<50 MA) sogar 47 %. Zum Vergleich: Über Internet-Jobbörsen (inkl. Arbeitsagentur-Jobbörse) liefen nur ca. 21 % der Einstellungen, über eigene Firmen-Websites ~10 % und über Zeitungsanzeigen ebenfalls ~10 %. Initiativbewerbungen = Bewerbungen ohne Stellenausschreibung machten auch rund 10 % aller Neueinstellungen aus[19]. Diese Zahlen (Stand 2016/17) zeigen klar: Netzwerke sind der erfolgreichste Rekrutierungskanal – kein anderer Weg führte so oft zum Einstellen wie Vitamin B.

Interessant ist zudem der Blick auf Position und Betriebsgröße: Je höher die Stelle dotiert ist, desto häufiger wird sie verdeckt vergeben. Für Top-Management-Jobs (>150.000 € Jahresgehalt) gilt der offene Stellenmarkt fast als “Restplatzbörse” – schätzungsweise 80 % der Führungspositionen werden diskret über Netzwerke, Empfehlungen oder Headhunter besetzt. Öffentliche Ausschreibungen für solche Spitzenjobs sind rar (vielleicht 10–20 % sichtbar). Kleine Unternehmen greifen ebenfalls überdurchschnittlich oft auf persönliche Kontakte zurück, während Großunternehmen häufiger auf offiziellen Wegen rekrutieren (etwa jede fünfte Stelle in Großbetrieben wird klassisch über die eigene Website besetzt). Unterm Strich ist der verdeckte Stellenmarkt riesig: In vielen Branchen – vom Handwerk bis zur IT – erfolgt mindestens jede zweite Einstellung außerhalb klassischer Stellenanzeigen.

 Vitamin B nutzen: Durch persönliche Kontakte zum Job

Persönliche Kontakte sind dein Türöffner Nummer 1 in den versteckten Stellenmarkt. Viele Jobsucherinnen fragen sich: Wie kann ich mein Netzwerk nutzen, ohne aufdringlich zu sein? Wichtig ist zunächst, überhaupt von deiner Jobsuche zu erzählen. Sprich mit ehemaligen Kolleginnen, Studienfreundinnen, Nachbarinnen und natürlich Familie über deinen Berufswunsch. Du kannst dabei direkt um Tipps bitten („Kennst du Firmen, die jemanden mit meinen Fähigkeiten suchen?“) oder um eine Empfehlung, falls die Person in deiner Zielbranche Kontakte hat. Oft kennen Leute in deinem Umfeld jemanden, der jemanden kennt – dieses Schneeballprinzip bringt dich an Infos, die nie online stehen.

Netzwerk aufbauen: Falls du noch am Anfang stehst oder die Branche wechselst, fang jetzt an, dein berufliches Netzwerk systematisch zu erweitern. Networking = aktives Knüpfen und Pflegen von beruflichen Kontakten. Besuche Branchenevents, Meetups oder Alumni-Treffen ehemaliger Schülerinnen und Studierender. Tritt Fachverbänden oder Vereinen bei, die zu deinem Berufsfeld passen – dort werden Stellen oft zuerst intern weitergesagt. Halte Kontakt zu früheren Praktikumsbetreuerinnen oder Vorgesetzten, zum Beispiel über LinkedIn/Xing (siehe unten). Wichtig: Networking beruht auf Gegenseitigkeit. Biete auch du deine Unterstützung an, wenn jemand in deinem Netzwerk sie braucht. Dieses Geben und Nehmen schafft Vertrauen. Wenn andere von deiner Kompetenz überzeugt sind, empfehlen sie dich später gern weiter.

Mitarbeiterempfehlungen gezielt nutzen: Viele Unternehmen haben interne Programme, bei denen Mitarbeitende für erfolgreiche Vermittlungen Prämien erhalten. Das heißt, wenn du jemanden kennst, der in deiner Wunschfirma arbeitet, nutzt beiden Seiten. Frage höflich, ob dein Kontakt dich intern empfehlen kann – natürlich nur, wenn du gut zum Unternehmen passt. Dadurch landet deine Bewerbung direkt auf dem Tisch der Personalabteilung, oft bevor eine Stelle offiziell entsteht. Personaler schätzen solche „warme“ Empfehlungen, weil sie davon ausgehen, dass Kolleg*innen nur Leute empfehlen, die wirklich zum Team passen. Das kann deine Chancen enorm steigern.

Tipp: Führe eine Liste mit Unternehmen, die dich interessieren, und notiere dir zu jedem Ansprechpartner*innen oder Kontakte (z.B. ehemalige Kommilitoninnen), die dort tätig sind. Überlege, wen du ansprechen könntest – per E-Mail, Telefon oder bei LinkedIn – um mehr über mögliche offene (oder bald offene) Stellen zu erfahren. Ein kurzes, freundliches Nachfragen à la “Hallo, ich suche gerade im Bereich XY eine neue Herausforderung – hast du einen Tipp, ob bei euch demnächst etwas frei wird?” kann Wunder wirken. Selbst wenn die Antwort zunächst negativ ist, bleib in Kontakt. Viele Stellen entstehen unerwartet, und dann erinnert man sich an dich, weil* du proaktiv gefragt hast.

 Karrieremessen: Jobs „face-to-face“ entdecken

Job- und Karrieremessen sind ein hervorragender Weg, um verdeckte Stellen aufzuspüren. Jährlich finden in Deutschland über 200 Jobmessen statt – von regionalen Karrieretagen bis zu großen Fachmessen für bestimmte Branchen. Hier hast du die Chance, persönlich mit Arbeitgeberinnen ins Gespräch zu kommen, ohne Bewerbung im Voraus. Viele Unternehmen nutzen Messen gezielt, um Talente kennenzulernen, noch bevor eine Stelle ausgeschrieben wird. Zum Beispiel verraten Personaler am Messestand manchmal, dass demnächst eine Position geöffnet wird oder dass Initiativbewerbungen willkommen* sind. Solche Infos bekommst du nur vor Ort im direkten Dialog.

Damit dir der Messebesuch den gewünschten Erfolg bringt, ein paar Tipps für Karrieremessen:

  • Vorbereitung: Schau dir vorher die Ausstellerliste an. Überlege, welche Firmen für dich interessant sind, und informiere dich über deren Profil. So kannst du am Stand mit Wissen punkten („Ich habe gesehen, dass Sie neue Projekte im Bereich XY planen…“).
  • Unterlagen: Nimm mehrere Lebensläufe in ausgedruckter Form mit – am besten in einer schicken Mappe. Viele Recruiterinnen nehmen CVs direkt entgegen. Auch Visitenkarten können hilfreich sein, um einen professionellen Eindruck zu hinterlassen.
  • Auftreten: Kleide dich business-gerecht, ähnlich wie zum Vorstellungsgespräch (je nach Branche von Anzug/Kostüm bis gepflegte Casual-Wear). Übe einen kurzen Elevator Pitch – also 30 Sekunden Selbstvorstellung: Wer bist du, was suchst du, was bietest du? So bleibst du im Kopf.
  • Aktiv zugehen: Trau dich, auf die Unternehmensvertreterinnen zuzugehen. Stell Fragen über Karrierewege im Unternehmen, gewünschte Fähigkeiten oder zukünftige Entwicklungen. Signalisiere Interesse an der Firma. Wichtig: Höflich und aufmerksam zuhören – zeig echtes Interesse, statt nur nach Jobs zu bohren.
  • Nachbereitung: Sammele Flyer und vor allem Kontaktdaten der Firmenvertreterinnen (Visitenkarten). Schreibe nach der Messe* eine kurze Dankes-Mail an interessante Kontakte: Bedanke dich fürs Gespräch, betone dein Interesse und hänge ggf. nochmal deinen CV an. Dadurch hebst du dich von der Masse ab und hältst den Kontakt warm.

Praxisbeispiel: Auf einer Karrieremesse in Köln kam Markus (29) mit einer Ingenieurfirma ins Gespräch. Er erfuhr, dass dort bald ein neues Projekt startet – die Stelle war noch gar nicht ausgeschrieben. Markus blieb im Austausch mit der Personalreferentin via Xing. Zwei Monate später erhielt er eine Einladung zum Vorstellungsgespräch, noch bevor das Jobangebot öffentlich online ging. Sein frühzeitiger Messe-Kontakt verschaffte ihm den entscheidenden Vorsprung.

 Soziale Netzwerke: LinkedIn, XING & Co. clever nutzen

Im digitalen Zeitalter verlagert sich Networking immer mehr auf Business-Netzwerke wie LinkedIn und XING. Diese Plattformen helfen dir gleich doppelt: Du kannst eigene Kontakte pflegen und neue knüpfen und wirst von Arbeitgebern gefunden. Wichtig ist, dass du deine Profile optimal einrichtest, denn Recruiterinnen betreiben heute Active Sourcing = proaktive Kandidatinnensuche durch Unternehmen. Laut einer Bitkom-Umfrage 2023 nutzen bereits 48 % der deutschen Unternehmen Xing und 39 % LinkedIn, um aktiv Talente anzusprechen. LinkedIn holt dabei stark auf: Anfang 2023 waren erstmals etwas mehr Nutzerinnen in Deutschland auf LinkedIn aktiv als auf Xing (25 % vs. 24 % laut Bitkom). Beide Netzwerke sind also relevant – LinkedIn mit internationaler Ausrichtung, XING vor allem im deutschsprachigen Raum (21,5 Mio. Nutzerinnen DACH, Stand 2022).

Wie kannst du Social Media konkret für verdeckte Jobs einsetzen? Zunächst mit einem aussagekräftigen Profil: Lade ein professionelles Foto hoch, formuliere eine prägnante Zusammenfassung deiner Skills und Erfahrungen und liste wichtige Stationen und Erfolge. Verwende relevante Keywords in deinem Profil (z.B. spezifische Tools, Programmiersprachen, Abschlüsse), damit Recruiterinnen dich über die Suche finden. Tipp:* Integriere auch dein Karriereziel oder aktuelles Status: „Softwareentwickler (auf Jobsuche) spezialisiert auf KI“ – so sehen andere sofort, dass du offen für Angebote bist.

Netzwerk online ausbauen: Verbinde dich auf LinkedIn/XING mit ehemaligen Kolleginnen, Kommilitoninnen, Lehrenden und natürlich neuen Bekanntschaften von Messen oder Branchenevents. Personalentscheiderinnen, mit denen du gesprochen hast, kannst du ruhig mit einer kurzen Notiz adden („Danke für das nette Gespräch auf der Messe…“). Tritt außerdem Fachgruppen bei (auf LinkedIn gibt es zahllose Gruppen zu Branchen und Themen) und diskutiere dort mit. Wenn du dein Expertenwissen teilst – sei es durch Kommentare oder eigene kurze Beiträge – steigerst du deine Sichtbarkeit. So passiert es nicht selten, dass dich eine Headhunter*in aufgrund eines Posts kontaktiert.

Eine weitere Strategie: Folge den Unternehmen deiner Wahl in den sozialen Netzwerken. Einige Jobs werden nur dort angekündigt, z.B. über einen Post „Wir suchen Verstärkung im Team X“. Solche Meldungen bekommt die allgemeine Öffentlichkeit kaum mit – du als Followerin schon. Auch Active Sourcing läuft häufig über LinkedIn: Recruiter filtern nach bestimmten Qualifikationen und schreiben geeignete Personen direkt an. Halte dein Postfach also im Auge und reagiere zeitnah*, wenn dich ein Unternehmen kontaktiert. Selbst wenn das Angebot nicht 100% passt, ergibt sich vielleicht später daraus etwas.

Beachte, dass soziale Netzwerke als Bewerbungsweg noch im Aufbau sind – bisher finden nur wenige Prozent der Bewerberinnen unmittelbar einen Job über Facebook, LinkedIn & Co. (2017 lag der Anteil in Deutschland bei ca. 1 %). Aber: Die Tendenz steigt. Gerade in Branchen wie IT, Marketing oder Medien nimmt die Rekrutierung über Online-Netzwerke zu. Du kannst dir also einen Wettbewerbsvorteil* sichern, indem du hier aktiv bist, während andere nur klassische Wege gehen.

 Initiativbewerbung: Proaktiv zum neuen Job

Wenn es keine Ausschreibung gibt – bewirb dich trotzdem! 😉 Die Initiativbewerbung = Bewerbung aus Eigeninitiative ohne konkrete Stellenanzeige ist ein zentrales Instrument im verdeckten Stellenmarkt. Viele Unternehmen begrüßen solche Bewerbungen, denn sie signalisiert hohe Motivation und kann passgenau den Bedarf treffen, bevor eine Stelle offiziell entsteht. Tatsächlich wurde ~jede zehnte Stelle in Deutschland zuletzt durch Initiativbewerbungen besetzt (IAB 2017). Warum? Weil kluge Arbeitgeber Kandidat*innenpools anlegen: Geht eine Initiativbewerbung ein, die gut ins Profil passt, zieht man diese Person bei nächster Gelegenheit heran – und spart sich dann die öffentliche Ausschreibung komplett.

Damit deine Initiativbewerbung überzeugt, hier ein Fahrplan:

  1. Zielunternehmen recherchieren: Suche gezielt nach Firmen, die für dich in Frage kommen (Branche, Standort, Größe). Auf deren Karriere- oder Teamseiten findest du oft Hinweise, welche Abteilungen wachsen oder welche Skills gefragt sind – auch ohne konkrete Stelle.
  2. Ansprechperson finden: Versuche, die richtige Adresse herauszufinden. Ideal ist eine Ansprechpartnerin aus der Fachabteilung (z.B. der Teamleiter der gewünschten Abteilung) oder alternativ jemand aus HR. Oft sind Kontakte auf der Webseite genannt, sonst ruf in der Zentrale an und frag höflich nach („Können Sie mir sagen, wer für Bewerbungen im Bereich XY zuständig ist?“). Eine persönliche Anrede in Anschreiben oder E-Mail erhöht die Chance, dass es gelesen wird.
  3. Bewerbungsunterlagen anpassen: Erstelle ein zielgerichtetes Anschreiben, in dem du klar machst, warum dich gerade dieses Unternehmen reizt und welchen Mehrwert du bietest. Nenne konkrete Beispiele deiner Erfolge, passend zur Firma. Beispiel: „Ihr Unternehmen wächst im E-Commerce – in meinem letzten Projekt habe ich den Online-Umsatz um 20 % gesteigert…“. So zeigst du, dass du ihre Bedürfnisse verstehst. Lebenslauf und ggf. Portfolio sollten natürlich aktuell und relevant sein.
  4. Timing & Follow-up: Schick die Initiativbewerbung idealerweise per E-Mail direkt an die gefundene Ansprechperson. Im Betreff kann „Initiativbewerbung als XYZ – Ihr Standort ABC“ stehen, damit klar ist, worum es geht. Wenn du innerhalb von ~2 Wochen nichts hörst, kannst du freundlich telefonisch nachfassen: Ob die Unterlagen ankamen und ob aktuell Bedarf besteht. Das zeigt nochmals dein echtes Interesse.

Sei nicht entmutigt, wenn sofort kein Angebot kommt. Gute Bewerbungen werden oft intern weitergeleitet oder für später gespeichert. Manche Jobs werden ausschließlich mit Initiativbewerber*innen besetzt – du weißt nur nichts davon, weil du den Wettbewerb „unter der Hand“ bereits gewonnen hast.

 Headhunter kontaktieren: Wann lohnt sich eine Personalberatung?

Bei höheren Positionen oder sehr speziellen Profilen kann es sinnvoll sein, Personalberater*innen (Headhunter) einzuschalten. Diese Profis haben ihr eigenes Netzwerk und erfahren von verdeckten Stellen, bevor sie öffentlich würden. Gerade im Bereich Führungskräfte und Spezialistinnen arbeitet der verdeckte Stellenmarkt eng mit Headhuntern zusammen[34][35]. Wenn du z.B. eine leitende Position in einer bestimmten Branche suchst, kannst du dich proaktiv bei darauf spezialisierten Personalberatungen vorstellen (Stichwort: Initiativprofil bei Headhunter hinterlegen). Viele Personalberater freuen sich über qualifizierte Kandidatinnen in ihrer Kartei – dann berücksichtigen sie dich bei passenden Vakanzen ihrer Auftraggeber.

Wann lohnt sich das? Faustregel: Ab mittlerer Karrierestufe (mehrjährige Erfahrung, Führungsverantwortung oder hochspezialisierter Skill) kann der Kontakt zu Headhuntern goldwert sein. Im verdeckten Markt der Top-Jobs in Deutschland landen viele Angebote zuerst bei Personalberatern. Sie fungieren als Vermittler im Auftrag der Unternehmen und sprechen gezielt geeignete Personen an. Für dich heißt das: Du erfährst von attraktiven Angeboten, die sonst nie öffentlich werden. Natürlich solltest du wählerisch sein, welche Personalberatung du kontaktierst – such nach solchen, die in deinem Berufsfeld einen guten Ruf haben.

Wichtig: Auch wenn dich ein Headhunter vermittelt, bist du nicht weniger “wert” – im Gegenteil, Unternehmen zahlen gern Provisionen, um die richtigen Leute zu finden. Trau dich also, dein Gehalt und deine Bedingungen genauso selbstbewusst zu verhandeln wie bei einer Direktbewerbung. Personalberaterinnen können dir sogar helfen, deine Marktwert einzuschätzen. Übrigens kostet es dich als Bewerberin nichts, von einem Headhunter vermittelt zu werden – die Kosten trägt immer das suchende Unternehmen.

 Vor- und Nachteile des verdeckten Stellenmarkts

Wie jede Strategie hat auch der verdeckte Stellenmarkt Licht- und Schattenseiten. Hier ein Überblick:

Vorteile:

  • Weniger Konkurrenz: Oft bist du einer von wenigen Kandidatinnen, statt unter hunderten Bewerbungen. Das erhöht natürlich deine Chancen. Viele verdeckte Jobs werden direkt vergeben, ohne großen Auswahlmarathon.
  • Exklusive Chancen: Du kommst an Top-Jobs, die öffentlich nie auftauchen – gerade hochdotierte Stellen oder Spezialrollen werden lieber vertraulich besetzt. So kannst du Karriereschritte machen, von denen andere nicht mal wissen.
  • - Schnellere Prozesse: Wenn eine Chefin dich auf Empfehlung bekommt und mag, geht es manchmal ganz fix – Bewerbungsgespräch im kleinen Kreis und Zack, Vertrag. Firmen sparen Zeit, du auch.
  • Besserer Fit: Arbeitgeber lernen dich oft in informellem Rahmen kennen (z.B. Empfehlungsgespräch, Messe) und nicht nur über formale Unterlagen. Das kann dazu führen, dass beide Seiten ehrlicher prüfen, ob es passt. Die Gefahr von Fehlbesetzungen sinkt, da schon Vertrauen da ist.

Nachteile:

  • Höhere Hürden für Berufseinsteiger*innen: Wenn du neu im Beruf oder in der Region bist und (noch) kein Netzwerk hast, ist es schwerer, von verdeckten Jobs zu erfahren. Vitamin B bevorteilt Leute, die bereits gut vernetzt sind – andere gehen zunächst leer aus. Das kann als unfair empfunden werden.
  • Intransparenz: Weil vieles hinter den Kulissen läuft, weißt du nie, ob du gerade etwas übersiehst. Es erfordert viel Eigeninitiative, Gesprächsbereitschaft und auch mal Glück, zur richtigen Zeit die richtigen Leute zu kennen. Das kann frustrierend sein, wenn es länger nicht klappt.
  • Begrenzte Auswahl: Du bist in gewisser Weise abhängig von deinem Netzwerk. Gibt es in deinem Kontaktkreis keine Infos in deine Wunschbranche, kommst du nur schwer weiter. Du musst aktiv neue Kontakte knüpfen (was außerhalb der Komfortzone liegen kann).
  • Gefahr von Mauschelei: In seltenen Fällen werden Posten nur aufgrund von Beziehungen vergeben, obwohl fachlich vielleicht andere besser wären. Das Stichwort ist Nepotismus. Allerdings achten seriöse Firmen darauf, dass Empfehlungen qualitativ passen – sonst schaden sie sich langfristig selbst. Dennoch bleibt ein Restrisiko, dass nicht jede Vitamin-B-Besetzung objektiv die beste ist.

Unser Tipp: Nutze alle Kanäle strategisch. Der verdeckte Stellenmarkt eröffnet riesige Chancen, aber ideal ist die Kombination: Netzwerken und gleichzeitig relevante Jobbörsen im Blick behalten. So verpasst du nichts.

 Gehalt: So unterschiedlich verdient man in DACH

Wer verdeckt nach Jobs sucht, sollte auch die regionalen Gehaltsunterschiede kennen – so kannst du realistische Gehaltsvorstellungen entwickeln und Angebote einschätzen. In der DACH-Region gibt es teils beträchtliche Unterschiede im Lohnniveau:

  • Deutschland: Vollzeitbeschäftigte verdienen im Median etwa 52.000 € brutto pro Jahr (Stand 2024). Der Durchschnitt liegt bei ~62.000 €, verzerrt durch Spitzenverdiener. Natürlich variiert das nach Branche und Region: In Süddeutschland oder im IT-/Pharma-Sektor sind Durchschnittsgehälter höher, im Service oder in Ostdeutschland niedriger.
  • Österreich: Hier lag das Median-Bruttojahreseinkommen für Vollzeit bei ca. 51.500 € (2023)[39], also ähnlich wie in Deutschland. Allerdings sind die Lebenskosten teils geringer, was die Kaufkraft relativ erhöht. Top-Führungskräfte in Wien kommen teils an deutsche Gehälter heran, während Einstiegsgehälter oft etwas niedriger ausfallen als in D.
  • Schweiz: In der Schweiz wird am besten bezahlt. Das durchschnittliche Jahresgehalt beträgt umgerechnet über 100.000 € – laut Eurostat 2022 etwa 106.800 € im Mittel. Selbst wenn man hohe Lebenshaltungskosten berücksichtigt, verdienen Schweizer Arbeitnehmer*innen kaufkraftbereinigt deutlich mehr (ca. 13.000 € mehr pro Jahr als Deutsche laut Studien). Fachkräfte in der Schweiz können oft Gehälter erzielen, die ~70 % über vergleichbaren deutschen Positionen liegen.

Diese Spannweiten zeigen: Es lohnt sich, auch regional flexibel zu sein. Ein Wechsel ins Ausland oder in eine andere Region kann einen Gehaltssprung bedeuten. Informiere dich daher gut über branchenübliche Löhne an deinem Standort – zum Beispiel über Gehaltsreports oder den Austausch im Netzwerk. So bist du bestens vorbereitet, wenn es in die Gehaltsverhandlung geht.

(Quellen: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2024, Statistik Austria 2024, Eurostat 2023)

 FAQ: Häufige Fragen zum verdeckten Stellenmarkt

Wie viele Jobs werden nie ausgeschrieben?

Untersuchungen zeigen, dass über die Hälfte aller Stellen verdeckt vergeben wird. In Deutschland sind es rund 60–70 %, die gar nicht erst in Online-Jobbörsen oder Zeitungen auftauchen. Ähnlich sieht es in Österreich aus (etwa 70 % laut Arbeiterkammer). Das bedeutet: Nur ca. ein Drittel der offenen Jobs wird offiziell ausgeschrieben – den Rest musst du über Networking, Initiativbewerbungen oder Personalvermittler aufspüren.

Warum veröffentlichen Firmen keine Stellenanzeigen?

Hauptgründe sind Kosten und Effizienz. Öffentlich ausschreiben heißt oft, Hunderte Bewerbungen zu sichten und teure Anzeigen zu schalten. Durch persönliche Empfehlungen oder interne Besetzungen sparen Unternehmen Zeit und Geld. Außerdem möchten viele Firmen diskret vorgehen – etwa um bei Kündigungen oder Umstrukturierungen keine Unruhe auszulösen. Nicht zuletzt verlassen sich Arbeitgeber gern auf vertraute Personen (Vitamin B), weil die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass diese ins Team passen. Kurz: Es ist für viele der schnellere und sicherere Weg.

Wie baue ich ein berufliches Netzwerk auf, wenn ich keine Kontakte habe?

Keine Sorge – jeder fängt mal klein an. Starte damit, Alumni-Gruppen (ehemalige Schule/Uni) beizutreten und dort Leute anzusprechen. Besuch Jobmessen, Branchenevents oder Meetups, um neue Menschen aus deiner Branche kennenzulernen. Danach: Verbinde dich auf LinkedIn oder XING mit diesen Personen und bleib in lockerem Kontakt (like Beiträge, gratuliere zum neuen Job usw.). Du kannst auch Kolleginnen aus Praktika oder Nebenjobs anschreiben – bedank dich für die gemeinsame Zeit und erwähne, dass du nun eine Stelle suchst. Networking braucht etwas Mut und Pflege, wächst aber mit jeder neuen Begegnung. Wichtig ist, authentisch interessiert zu sein und auch selbst Hilfe anzubieten. So entsteht ein Netzwerk quasi nebenbei, das dir bei der Jobsuche Türen öffnen wird.

 LinkedIn oder XING – welches Netzwerk ist besser für die Jobsuche?

Im deutschsprachigen Raum solltest du idealerweise beide Plattformen nutzen. XING ist in DACH noch etwas verbreiteter bei Unternehmen (2023 waren 48 % der Firmen auf XING aktiv vs. 39 % auf LinkedIn). LinkedIn hingegen wächst rasant und hat international eine viel größere Reichweite. Tendenziell gilt: XING ist nützlich für den deutschen Arbeitsmarkt, lokale Events und klassisches Networking in DACH. LinkedIn bietet dir Zugang zu globalen Kontakten, internationalen Jobs und modernen Formaten (Posts, Gruppen, Direktansprachen durch Headhunter). Viele Recruiter schauen mittlerweile auf beide Profile. Unser Rat: Richte dir auf beiden ein sauber ausgefülltes Profil ein. Falls dir der Aufwand zu groß ist, setze Priorität auf LinkedIn – dort ist langfristig das größere Potenzial, und seit 2023 nutzen es auch in Deutschland mehr Menschen aktiv als XING.

 Lohnt sich ein Headhunter für mich?

Das kommt auf deine Zielposition an. Headhunter (Personalberaterinnen) vermitteln vor allem Fach- und Führungskräfte. Wenn du bereits ein paar Jahre Erfahrung und gefragte Skills hast oder eine Leitungsfunktion anstrebst, kann es sich sehr lohnen, dich bei passenden Personalberatungen vorzustellen. Diese Profis haben oft Zugang zu verdeckten Top-Stellen und kontaktieren dich, sobald etwas Passendes reinkommt. Als Berufseinsteigerin ohne spezielles Profil bringt ein Headhunter hingegen wenig – hier bist du besser beraten, selbst aktiv zu werden. Beachte: Die Zusammenarbeit mit Headhuntern kostet dich nichts (die Firma zahlt die Provision). Du solltest aber weiterhin eigenständig suchen und das nutzen, was zuerst klappt.

 Müssen offene Stellen offiziell ausgeschrieben werden?

Im privaten Sektor nein. Firmen können frei entscheiden, wie sie Stellen besetzen. Es gibt keine allgemeine Pflicht, jede Vakanz öffentlich auszuschreiben. Anders sieht es teilweise im öffentlichen Dienst aus – staatliche Arbeitgeber haben oft Regularien, Stellen intern und extern auszuschreiben, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten. In bestimmten Ländern gibt es Auflagen: In der Schweiz etwa greift bei Branchen mit hoher Arbeitslosigkeit eine Stellenmeldepflicht – manche Jobs müssen den Arbeitsämtern gemeldet werden, bevor frei rekrutiert wird. In Deutschland gibt es jedoch keine solche Pflicht für die Privatwirtschaft. Unternehmen müssen lediglich Gesetze gegen Diskriminierung einhalten, wenn sie ausschreiben. Fazit: Der verdeckte Stellenmarkt ist absolut legal und gängig, du verpasst also wirklich etwas, wenn du nur auf offizielle Ausschreibungen setzt.

 Was ist eine Initiativbewerbung und wie schreibe ich sie?

Eine Initiativbewerbung ist eine Bewerbung, die du ohne konkretes Stellenangebot an ein Unternehmen schickst – quasi aus eigenem Antrieb. Sie besteht in der Regel aus Anschreiben, Lebenslauf und Anlagen, wie eine normale Bewerbung. Im Anschreiben erklärst du, warum du gerade bei dieser Firma arbeiten möchtest und in welchem Bereich. Wichtig ist, deutlich zu machen, welchen Nutzen du bringst: z.B. „Als Marketing-Managerin mit fünf Jahren Erfahrung in Social Media kann ich Ihre Online-Präsenz steigern…“. Nenne deine Kernqualifikationen und vielleicht schon eine Idee, wie du dich einbringen würdest. Achte darauf, die Initiativbewerbung an die richtige Person zu adressieren (vorher nach Ansprechpartnerin recherchieren!) und individuell auf die Firma zuzuschneiden – kein Serienbrief. Formal und optisch gelten die gleichen Regeln wie sonst: klare Struktur, fehlerfrei, professionell. Und: Scheue dich nicht, im letzten Absatz deines Anschreibens um ein persönliches Gespräch zu bitten. Eine freundliche Formulierung wie „Gern überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch von meiner Motivation und meinen Ideen“ zeigt Selbstbewusstsein. Auch wenn nicht sofort eine Stelle da ist – viele Firmen merken sich so engagierte Bewerberinnen für später vor!

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