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Quereinstieg planen – Beruf wechseln Schritt für Schritt
Du spielst mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln? Damit bist Du nicht allein: Einer aktuellen Umfrage zufolge ziehen 37 % der Beschäftigten einen Jobwechsel in Erwägung. Gleichzeitig herrscht in vielen Branchen akuter Fachkräftemangel – rund 1,8 Millionen Stellen sind in Deutschland unbesetzt. Diese Situation eröffnet Quereinsteiger*innen heute so gute Chancen wie nie zuvor. In diesem Ratgeber erfährst Du, wie Du Deinen Quereinstieg Schritt für Schritt planst, welche Möglichkeiten es gibt und Tipps, um als Berufswechsler*in erfolgreich durchzustarten.
Was bedeutet Quereinstieg und warum lohnt er sich?
Unter Quereinstieg versteht man den Wechsel in einen neuen Beruf oder eine neue Branche, für die man ursprünglich nicht ausgebildet wurde. Du schlägst also beruflich einen Seiteneinstieg in ein anderes Feld ein. Gründe dafür gibt es viele: Unzufriedenheit im Job, der Wunsch nach mehr Sinn, bessere Work-Life-Balance oder ein höheres Gehalt. Oft locken neue Branchen mit spannenden Perspektiven – und dank des Fachkräftemangels stehen die Chancen für Quereinsteigerinnen gut. Unternehmen sind zunehmend bereit, **Berufswechslerinnen** eine Chance zu geben, wenn Motivation und Fähigkeiten stimmen.
Lohnt sich so ein Quereinstieg finanziell? Anfangs müssen Quereinsteigerinnen oft mit einem etwas niedrigeren Bruttogehalt (Lohn vor Abzügen) starten als Kolleginnen mit fachspezifischer Ausbildung. Doch keine Sorge: Quereinsteiger-Jobs verdienen nicht zwangsläufig dauerhaft weniger – häufig gleichen sich die Gehälter mit wachsender Erfahrung an. Zum Beispiel gilt Unternehmensberater als einer der bestbezahlten Quereinsteiger-Berufe mit rund 3.500 € Einstiegsgehalt brutto pro Monat (Stand 2024). In der Pflege oder im Kundenservice ist der Einstieg teils niedriger (ca. 1.500–2.000 €), aber auch hier sind mit Erfahrung 2.500–3.000 € monatlich möglich. Kurz gesagt: Ein Quereinstieg kann sich lohnen – finanziell und persönlich – wenn Du ihn gut vorbereitest.
Berufswechsel planen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Ein erfolgreicher Berufswechsel beginnt mit einer guten Planung. Im Folgenden findest Du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Du Deinen Quereinstieg systematisch angehen kannst.
Schritt 1: Ziele setzen und Motivation klären
Am Anfang steht die Selbstanalyse. Überlege Dir genau, warum Du den Beruf wechseln möchtest und was Du im neuen Beruf erreichen willst. Bist Du auf der Suche nach mehr Erfüllung, besseren Aufstiegschancen oder einer ganz neuen Herausforderung? Mache Dir Deine Motivation bewusst und definiere klare Ziele. Zum Beispiel: „Ich möchte innerhalb der nächsten 6 Monate eine Stelle als Webentwickler*in finden.“ Klare Ziele helfen Dir dabei, den roten Faden nicht zu verlieren und in schwierigen Phasen motiviert zu bleiben.
Reflektiere auch Deine Stärken und Interessen. Welche Fähigkeiten bringst Du aus Deinem bisherigen Beruf mit, die im neuen Job wertvoll sein könnten? Notiere Dir Soft Skills (z. B. Kommunikationsfähigkeit, Organisationstalent) und Hard Skills (z. B. spezifische Softwarekenntnisse, Sprachen), die Du bereits hast. Viele davon lassen sich in anderen Branchen einsetzen – dazu später mehr. Wenn Du unsicher bist, kann ein Berufsorientierungstest oder eine Beratung bei der Agentur für Arbeit helfen, Deine Stärken einzuschätzen.
Schritt 2: Mögliche Berufsfelder recherchieren
Nun heißt es: Informieren. Recherchiere Berufsbilder und Branchen, die Dich interessieren und zu Deinen Zielen passen. Vielleicht hast Du schon einen konkreten Wunschberuf – falls nicht, schau Dich breit um. Nutze Online-Jobbörsen, Karriere-Websites und Beratungsangebote. Die Bundesagentur für Arbeit bietet z. B. den "BERUFECHECK", ein Tool zur Selbsteinschätzung, und Infos zu verschiedenen Branchen. Verschaffe Dir einen Überblick, welche Quereinstiegswege es in Deinem Wunschfeld gibt: Benötigt man bestimmte Abschlüsse? Gibt es Umschulungsangebote oder Trainee-Programme für Quereinsteiger*innen?
Tipp: Sprich mit Menschen, die in Deinem angestrebten Beruf arbeiten. Nutze Netzwerke wie XING oder LinkedIn, um Kontakt aufzunehmen. Ein kurzes Info-Gespräch kann Dir Einblicke geben, die keine Website liefert. Frage nach den täglichen Aufgaben, erforderlichen Qualifikationen und auch Herausforderungen. So bekommst Du ein realistisches Bild. Gehe, wenn möglich, auch auf Branchen-Events oder Messen und knüpfe persönliche Kontakte. Viele Jobs werden über Beziehungen vergeben – gerade als Quereinsteiger*in hilft Vitamin B ungemein.
Schritt 3: Fehlende Qualifikationen erwerben (Weiterbildung & Umschulung)
Als Nächstes gilt es, Deine Qualifikationen auf den neuen Karriereweg auszurichten. Prüfe ehrlich, welche Kenntnisse Dir für den neuen Beruf noch fehlen. Nicht immer ist eine vollständige neue Ausbildung nötig – oft reichen Weiterbildungen oder Zertifikatskurse, um wichtiges Fachwissen nachzuholen.
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Weiterbildung: Kurse, Workshops oder Zertifikate, die Deine vorhandenen Skills ergänzen. Zum Beispiel ein Intensivkurs in Programmierung, ein SEO-Seminar oder ein Fachwirt-Lehrgang. Weiterbildungen sind meist kürzer (ein paar Tage bis Monate) und können berufsbegleitend erfolgen. Sie zeigen Arbeitgebern, dass Du Eigeninitiative zeigst. Viele Weiterbildungen werden staatlich gefördert – erkundige Dich nach Bildungsprämien oder einem Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit.
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Umschulung: Wenn Dein neuer Beruf komplett andere Fachkenntnisse erfordert (z. B. vomvon der Bürokauffraumann zur Erzieherin), kann eine Umschulung sinnvoll sein. Eine Umschulung ist eine verkürzte Ausbildung für Erwachsene, häufig gefördert durch die Arbeitsagentur. Sie dauert meist 1–2 Jahre und endet mit einem anerkannten Abschluss (IHK, HWK oder staatlich geprüft). Umschulungen sind intensiv, aber bieten Dir einen offiziellen Berufsabschluss in Deinem neuen Feld. Beispiel: Durch den Fachkräftemangel werden viele Umschulungen in Pflege- und Erzieherberufen finanziell unterstützt.
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Studium oder berufsbegleitendes Studium: In manchen Fällen kann auch ein Studium (oder ein Fernstudium neben dem Beruf) der Weg in den neuen Beruf sein – etwa wenn Du in einen akademischen Beruf ohne vorheriges Studium wechseln willst. Prüfe aber, ob wirklich ein ganzer Studiengang nötig ist oder ob es Traing-Programme für Quereinsteiger*innen gibt.
Denke daran, Dir auch Vorwissen anerkennen zu lassen, wo es geht. Hast Du bereits eine Ausbildung oder ein Studium, können Teile davon eventuell angerechnet werden. Beispielsweise kann praktische Berufserfahrung die Umschulungsdauer verkürzen oder ein abgebrochenes Studium Dir den Zugang zu bestimmten Weiterbildungen erleichtern. Erkundige Dich bei zuständigen Kammern oder Bildungsträgern nach Anrechnungsmöglichkeiten – so sparst Du Zeit.
Schritt 4: Praxiserfahrung sammeln
Während oder nach Deiner Weiterbildung ist es ideal, bereits praktische Erfahrungen im neuen Bereich zu sammeln. Das erleichtert den Einstieg enorm. Möglichkeiten dafür sind zum Beispiel:
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Praktika oder Hospitationen: Ein Praktikum (ggf. auch kurz, 2–4 Wochen) in der neuen Branche gibt Dir Einblick und macht sich gut im Lebenslauf. Viele Arbeitgeber sind offen, motivierten Quereinsteiger*innen eine Schnupperchance zu geben, vor allem wenn Du es geschickt anfragst und Deine Motivation erklärst.
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Ehrenamtliche Tätigkeit: In manchen Berufsfeldern kannst Du ehrenamtlich mitarbeiten und so Erfahrung sammeln, z. B. im sozialen oder kulturellen Bereich. Auch Beiträge in Open-Source-Projekten (IT) oder freie Mitarbeit an kleinen Projekten zählen als Erfahrung.
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Freelance/Testprojekte: Falls möglich, übernimm kleine Aufträge in Deinem neuen Feld nebenbei. Beispiel: Du willst in die Webentwicklung – setze als Test ein eigenes Website-Projekt um oder helfe im Bekanntenkreis bei IT-Projekten. Solche Referenzprojekte zeigen später Deinem neuen Arbeitgeber, was Du praktisch draufhast.
Praktische Erfahrung bietet Dir zudem die Chance zu prüfen, ob Dir der neue Job wirklich gefällt – ein Realitätscheck, bevor Du komplett wechselst. Zusätzlich knüpfst Du Kontakte, die Dich eventuell direkt in eine feste Stelle führen können.
Schritt 5: Bewerbungsstrategie als Quereinsteiger*in
Jetzt geht es darum, Deinen Quereinstieg auch auf dem Papier und im Gespräch überzeugend darzustellen. Bewerbungsunterlagen und Strategie müssen auf Deinen Berufswechsel zugeschnitten sein:
Lebenslauf optimieren: Strukturiere Deinen Lebenslauf so, dass relevante Fähigkeiten für den neuen Job im Vordergrund stehen. Du kannst z. B. eine Kompetenzübersicht einbauen („Profil“), in der Du kurz Deine wichtigsten Skills für den angestrebten Beruf hervorhebst. Mache klar, welche Deiner bisherigen Erfahrungen übertragbar sind. Wenn Du Branchen wechselt, verstehen Personalverantwortliche vielleicht nicht sofort, was ein bestimmtes Projekt aus Deiner Vergangenheit mit der neuen Stelle zu tun hat – hilf ihnen auf die Sprünge, indem Du Erfolge und Aufgaben so beschreibst, dass der Nutzen für den neuen Arbeitgeber deutlich wird.
Anschreiben: Motivation überzeugend begründen: Fast jeder Personalentscheiderin wird sich fragen, warum Du den Wechsel möchtest. Hier gilt es, eine gute Begründung im Anschreiben zu liefern. Betone, was Dich am neuen Beruf begeistert und knüpfe an Deine bisherigen Erfahrungen an. Zum Beispiel: „Nach fünf erfolgreichen Jahren im Vertrieb möchte ich meine Kommunikationsstärke und mein Interesse an IT verbinden und im Tech-Support durchstarten.“ oder „Die Arbeit als Teamassistenz hat meinen Organisationssinn geschärft – diese Stärke möchte ich nun als Projektmanagerin im Eventbereich einbringen.“ Wichtig ist, positiv zu formulieren. Vermeide, im Anschreiben über den alten Job zu lästern („Ich bin unzufrieden…“) – fokussiere lieber auf die Chance und Deine Begeisterung für den Neuanfang. So zeigst Du dem Arbeitgeber, dass Du aus Überzeugung wechselst und nicht nur wegläufst.
Lücken im Lebenslauf erklären: Wenn durch Umschulung oder Jobsuche eine Übergangsphase entstanden ist, gehe offen und selbstbewusst damit um. Erkläre im Lebenslauf knapp als Zeitangabe etwa „03/2024–09/2024 – Berufliche Neuorientierung (Weiterbildungen u.a. in XY absolviert)“. Im Vorstellungsgespräch kannst Du das proaktiv ansprechen: Du hast die Zeit sinnvoll genutzt, um Dich zu qualifizieren und neu auszurichten. Das zeigt Zielstrebigkeit.
Selbstbewusst auftreten: Gerade Quereinsteiger*innen punkten mit Motivation, Lebenserfahrung und frischem Blick. Sei Dir dieser Stärken bewusst. Im Vorstellungsgespräch kannst Du ruhig betonen, dass Du Dich bewusst für diesen Neuanfang entschieden hast und dadurch besonders engagiert bist. Bereite Dich auch auf die Frage „Warum der Wechsel?“ gut vor – sie wird fast sicher kommen. Eine überzeugende Antwort verbindet Deine bisherigen Erfolge mit der neuen Perspektive: etwa „Ich habe in Branche X gelernt, wie wichtig Kundenorientierung ist. Diese Erfahrung möchte ich nun in Branche Y einbringen, weil...“. Hebe hervor, dass Du Dich schon intensiv ins neue Thema eingearbeitet hast (Weiterbildung, Bücher, Gespräche – all das kannst Du erwähnen). So nimmst Du Vorbehalte, Dir fehle der fachliche Hintergrund.
Netzwerken und Initiativ bewerben: Neben klassischen Bewerbungen auf Stellenausschreibungen lohnt es sich, Initiativbewerbungen zu schreiben und Dein Netzwerk zu aktivieren. Viele Stellen werden nicht offiziell ausgeschrieben. Erzähle in Deinem Bekanntenkreis und auf LinkedIn ruhig davon, dass Du Dich beruflich verändern möchtest – vielleicht ergibt sich eine Chance. In Deinem Anschreiben kannst Du auf Gespräche oder Kontakte Bezug nehmen („Nach dem informativen Gespräch mit Herrn Müller auf der Konferenz…“). Dies signalisiert schon Vertrauen. Manche Branchen haben auch spezielle Quereinsteiger-Programme – halte gezielt Ausschau danach.
Vorhandene Fähigkeiten nutzen: So machst Du Deinen Erfahrungsschatz klar
Ein großer Vorteil von Quereinsteiger*innen ist ihr oft breiter Erfahrungsschatz. Die Kunst liegt darin, Deine bisherigen Skills so zu „übersetzen“, dass ein Arbeitgeber in der neuen Branche ihren Wert erkennt. Überlege Dir für jede wichtige Anforderung des neuen Jobs, welche vergleichbaren Erfahrungen Du mitbringst:
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Fachliche Kenntnisse: Vielleicht hast Du in Deinem alten Beruf ähnliche Tätigkeiten ausgeübt, auch wenn der Kontext anders war. Beispiel: Eine Eventmanagerin, dieder in die Personalorganisation wechseln will, hat Erfahrung im Planen und Koordinieren – das ist auch in HR-Projekten wertvoll. Oder eine Physikerin, dieder in die IT wechselt, bringt analytisches Denken und Programmierkenntnisse aus Forschungsprojekten mit.
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Soft Skills: Diese sind oft übertragbar. Führungserfahrung, Kommunikationsstärke, Präsentationsskills, Konfliktlösung, Zeitmanagement – all das sind Fähigkeiten, die in fast jedem Beruf zählen. Mache im Bewerbungsgespräch konkrete Beispiele: „In meiner bisherigen Rolle als Teamleiterin habe ich gelernt, wie man ein Team motiviert und Projekte termingerecht abschließt. Diese Führungskompetenz möchte ich nun im Vertriebsteam Ihres Unternehmens einbringen.“
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Branchen-Know-how: Falls Du in Deinem neuen Feld noch kein Branchenwissen hast, scheue Dich nicht, Quervergleiche zu ziehen. Vielleicht kennst Du Dich mit bestimmten Systemen oder Prozessen aus, die branchenübergreifend ähnlich sind. Oder Du bringst Kundenverständnis aus einer anderen Perspektive mit. Ein Quereinsteiger aus der Industrie ins Lehramt kann z. B. praxisnahe Beispiele in den Unterricht einbringen und hat einen anderen Zugang zu den Schülern – das kann ein Vorteil sein, den Du hervorhebst.
Ein häufiges Anliegen lautet: „Ist man als Quereinsteiger ohne Ausbildung überhaupt akzeptiert?“ Hier hilft es, Selbstvertrauen auszustrahlen. Wenn Du Dir selbst Deiner Fähigkeiten sicher bist, überträgt sich das. Unternehmen schauen in Zeiten von Fachkräftemangel zunehmend darauf, was jemand kann, statt ausschließlich auf formale Abschlüsse. Präsentiere also Deine bisherigen Leistungen mit Stolz und zeige, dass Du willens bist, dazuzulernen. Dann bist Du nicht „Bittsteller*in“, sondern bietest dem Arbeitgeber echten Mehrwert.
Beliebte Berufsfelder für Quereinsteiger*innen
Grundsätzlich ist ein Quereinstieg in sehr vielen Berufen möglich. Dennoch gibt es Branchen, die besonders offen für Seiteneinsteiger*innen sind – oft, weil dort Arbeitskräfte fehlen oder vielfältige Vorkenntnisse geschätzt werden. Die Jobbörse Indeed nennt unter anderem folgende Bereiche mit guten Quereinsteiger-Chancen:
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Pflege und Gesundheit: z. B. Krankenpflegerin, Altenpflegerin, medizinischer Assistentin
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Bildung und Soziales: z. B. Erzieherin, Lehrerin (Seiteneinstieg ins Lehramt)
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IT und Technik: z. B. Software-Entwicklerin, Data Scientist, Systemadministratorin
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Online-Marketing: z. B. SEO-Managerin, Social-Media-Managerin, Content-Manager*in
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Vertrieb und Verkauf: z. B. Vertriebsmitarbeiterin, Immobilienmaklerin, Versicherungsberater*in
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Consulting/Beratung: z. B. Unternehmensberaterin, Prozessberaterin
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Gastronomie: z. B. Küchenchefin, Restaurantmanagement, Catering-Managerin
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Transport und Logistik: z. B. Lokführerin, Zugbegleiterin, Busfahrer*in
Im Folgenden gehen wir auf einige dieser und weitere Felder ein und geben branchenspezifische Tipps für Quereinsteiger*innen.
Quereinstieg in der IT-Branche
Die IT-Branche ist quasi berühmt für erfolgreiche Quereinsteiger. Viele heutige Softwareentwickler oder Data Scientists haben ursprünglich etwas ganz anderes gelernt. Warum ist IT so offen? In der Praxis zählen hier aktuelle Programmierkenntnisse und Problemlösungskompetenz oft mehr als ein formaler Abschluss. Wenn Du Dir diese Skills aneignest (durch intensives Selbststudium, Bootcamps oder Weiterbildungen), hast Du gute Chancen. Wichtig ist, ein Portfolio vorzuweisen – etwa selbst geschriebene Programme, Websites oder Zertifikate von Programmierkursen.
Gerade Bereiche wie Webentwicklung, Data Analytics oder IT-Support bieten Einsteigerpositionen, bei denen Motivation und logisches Denken überzeugen können. Viele Unternehmen testen in Einstellungstests lieber Deine praktischen Fähigkeiten, als nur auf den Lebenslauf zu schauen. Nutze das: Baue praktische Projekte, stelle sie z. B. auf GitHub online, und hebe sie in Bewerbungen hervor.
Tipp: Spezialisiere Dich auf einen Bereich, der Dich begeistert (z. B. Webdesign, Datenanalyse oder IT-Security) und lerne die entsprechenden Tools/Sprachen gezielt. Als Quereinsteiger*in kannst Du so ein Profil anbieten, das vielleicht ungewöhnlich, aber interessant ist – z. B. „Marketing-Expertin mit Programmier-Skills für Webanalyse“. Die Kombination aus altem und neuem Know-how kann Dich von anderen Bewerbern abheben.
Quereinstieg ins Bildungswesen (Lehrer*in werden)
Schulen und Bildungseinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz suchen händeringend Personal – hier gibt es viele Quereinstiegsmöglichkeiten, allerdings meist mit bestimmten Auflagen. Ein Quereinstieg ins Lehramt läuft oft unter dem Begriff Seiteneinstieg: Du hast bereits ein Studium oder Berufserfahrung in einem Fachgebiet und steigst dann als Lehrer*in ein, ohne klassisches Lehramtsstudium.
In Deutschland unterscheiden sich die Regelungen nach Bundesland. Meist brauchst Du ein Hochschulstudium in einem unterrichtsrelevanten Fach. Zum Beispiel: Wer Mathematik oder Englisch studiert hat (auch ohne Lehramtsabschluss), kann in manchen Bundesländern über Seiteneinstiegsprogramme Lehrer*in werden. Oftmals durchläuft man dann berufsbegleitend ein pädagogisches Nachqualifizierungsprogramm (Vorbereitungsdienst oder Anpassungsqualifizierung).
Für Berufsschullehrer*innen werden Quereinsteiger besonders gesucht. Hier kann unter Umständen sogar ein Meisterabschluss oder eine berufliche Aus- und Weiterbildung plus Berufserfahrung ausreichen, um in bestimmten Fächern zu unterrichten. Die genauen Voraussetzungen sind je nach Region unterschiedlich – informiere Dich bei der Bildungsbehörde Deines Bundeslandes oder Kantons.
Beispiel: Kann man ohne Studium Berufsschullehrer werden? – In der Regel braucht man mindestens einen einschlägigen Bachelor oder Meister. Ohne irgendeinen Abschluss geht es meist nicht, aber Ausnahmen gibt es für Fachpraktiker in absoluten Mangelbereichen selten. Tipp: Falls Dir ein formaler Abschluss fehlt, prüfe alternative Routen wie den Erwerb der Fachhochschulreife oder eines Zertifikats, um die Einstiegshürde zu meistern.
Gehalt: Lehrerinnen im Quereinstieg werden – zumindest in Deutschland – häufig als Angestellte nach TV-L bezahlt (Entgeltgruppe je nach Qualifikation, meist E11–E13). Das Jahresbruttogehalt bewegt sich etwa zwischen 45.000 € (E10 Stufe 1) und 75.000 € (E13 Stufe 6), je nach Stufe und Bundesland (Stand Anfang 2025). Verbeamtung ist als Quereinsteigerin nicht überall sofort möglich; in manchen Bundesländern werden Berufsschullehrer aber auch verbeamtet, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. In Österreich und der Schweiz gibt es ähnliche Quereinstiegsprogramme ins Lehramt – hier sind teilweise pädagogische Zusatzqualifikationen an Hochschulen zu absolvieren, bevor man eigenständig unterrichten darf.
Quereinstieg in Pflege und Gesundheitsberufe
Die Pflegebranche bietet Quereinsteigerinnen sehr gute Aussichten, denn der Bedarf an Fachkräften ist enorm. In Deutschland wurden Ausbildungen in Pflege (Kranken- und Altenpflege) zur generalistischen Pflegeausbildung reformiert – hier können auch ältere Erwachsene via Umschulung einsteigen. Typischerweise läuft das über eine **Umschulung zurzum* Pflegefachfrau*mann**, die etwa 2–3 Jahre dauert und theoretische sowie praktische Abschnitte beinhaltet. Gute Nachricht: Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Lehrgangskosten einer Pflege-Umschulung übernommen, z. B. von der Arbeitsagentur, und es gibt währenddessen oft eine Unterstützung zum Lebensunterhalt.
Auch ohne vollständige Ausbildung kannst Du im Pflegebereich anfangen, etwa als Pflegehelferin oder Betreuungskraft, und Dich dann weiterqualifizieren. Quereinsteiger in der Pflege werden oft intensiv geschult, bevor sie auf die Patienten losgelassen werden – z. B. bieten viele Pflegeheime Crash-Kurse für Pflegehelferinnen an. Wichtig ist hier vor allem Empathie, körperliche Belastbarkeit und Lernbereitschaft für medizinisches Wissen.
In der Schweiz und Österreich gibt es ebenfalls verkürzte Ausbildungswege (z. B. die Nachholbildung Pflege HF in der Schweiz für ältere Quereinsteiger). Finanziell liegt das Einstiegsgehalt in der Pflege in Deutschland bei ca. 2.500–2.800 € brutto im Monat, kann mit Zusatzqualifikationen aber deutlich steigen (Stand 2025, variiert je nach Region). Die Arbeit ist fordernd, aber wer mit Herzblut dabei ist, findet in Pflege und Gesundheitsberufen eine sinnstiftende Karriere mit Jobgarantie.
Quereinstieg in Verwaltung und Büro
Verwaltungs- und Büroberufe wirken auf den ersten Blick strukturiert – doch auch hier sind Quereinsteiger*innen willkommen, vor allem wenn organisatorisches Talent und gewisse Grundkenntnisse (EDV, Kommunikation) mitgebracht werden.
Öffentlicher Dienst/Verwaltung: Behörden haben oft formale Laufbahnen, doch durch Personalengpässe gibt es vermehrt Quereinsteiger-Stellen, beispielsweise als Sachbearbeiterin in Jobcentern, Bürgerämtern oder bei der Polizei (im nicht-polizeilichen Bereich). Voraussetzung ist häufig ein Verwaltungslehrgang oder eine Fortbildung, die man aber auch nach Einstellung absolvieren kann. So gibt es z. B. in einigen Bundesländern spezielle Qualifizierungslehrgänge für Verwaltungsquereinsteigerinnen. Wichtig sind hier Zuverlässigkeit, Gesetzesverständnis und oft die Bereitschaft, sich in Rechtsvorschriften einzuarbeiten. Ein Vorteil: Der öffentliche Dienst bietet in der Regel sichere Arbeitsplätze und attraktive Arbeitszeiten.
Beispiel: Quereinstieg in die Verwaltung (mittlerer Dienst) – hier kann eine kaufmännische Ausbildung und ein Angestelltenlehrgang I ausreichen, um als Verwaltungsangestellte*r übernommen zu werden. Für den gehobenen Dienst (Beamtenlaufbahn mit Bachelor-Niveau) wird meist ein Studium verlangt, aber es gibt zunehmend Programme, um Berufserfahrene ohne Verwaltungsausbildung in Stellen der Besoldungsgruppe A10/A11 einzugliedern. Informiere Dich auf den Karriereseiten von Städten und Behörden nach "Quereinstieg" – viele werben aktiv damit.
Büro und kaufmännische Berufe: Im privaten Sektor kannst Du mit Fähigkeiten wie Büroorganisation, Kundenkommunikation, Buchhaltung oder Projektmanagement in verschiedene Rollen wechseln. Klassische Quereinsteiger-Positionen im Büro sind z. B. Assistenz, Büromanager*in, Sachbearbeitung in verschiedensten Branchen oder Personalwesen. Oft gilt: Eine abgeschlossene Ausbildung (egal in welchem Bereich) plus einschlägige Weiterbildungen, etwa ein Zertifikat in Lohnbuchhaltung oder Projektmanagement, können den Weg ebnen. Arbeitgeber achten hier besonders auf PC-Kenntnisse (MS Office, ggf. spezielle Software) und darauf, dass Du strukturiert arbeiten kannst.
Falls Du aus einem ganz anderen Metier kommst (z. B. Handwerk) und ins Büro willst, kannst Du Deinen praktischen Hintergrund als Vorteil verkaufen: Zum Beispiel werden in technischen Unternehmen häufig Leute für den Innendienst gesucht, die die Produkte aus eigener Erfahrung kennen – ein Elektriker als Vertriebsinnendienst für Elektroteile, eine Bäckerin im Kundenservice eines Bäckereibedarfs-Händlers, etc. Solche Kombinationen aus Praxiswissen und Bürotätigkeit sind goldwert.
Gehalt: Kaufmännische Quereinsteiger-Jobs können je nach Rolle sehr unterschiedlich bezahlt sein. Eine Teamassistenz startet vielleicht bei 2.500 € brutto im Monat, während im Vertrieb mit Provision deutlich mehr drin ist. Im öffentlichen Dienst sind Stellen z.B. in Entgeltgruppe E6 bis E9 für mittleren Dienst typisch (ca. 2.300–3.200 € brutto je nach Stufe, Stand 2025). Mit steigender Erfahrung oder durch bestandene Lehrgänge (z. B. Verwaltungsfachwirt) kann man hier aufsteigen.
Quereinstieg ins Handwerk
Im Handwerk zählt vor allem das praktische Können. Viele Handwerksbetriebe suchen dringend Personal – und nehmen Quereinsteiger*innen gern, wenn diese anpacken können und zuverlässig sind. Natürlich hat das Handwerk auch klassische Ausbildungswege (Lehre), doch es gibt etliche Beispiele von Menschen, die Quereinstiege geschafft haben: z. B. der Bürokaufmann, der zum Tischler umschult, oder die Lehrerin, die sich als Bäckerin neu erfindet.
Möglichkeiten für Quereinsteiger*innen im Handwerk sind oft:
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Anstellung als Hilfskraft/angelernter Mitarbeiterin und parallel die Lehre nachholen oder Teilqualifikationen erwerben.
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Umschulung im Handwerk: z. B. über die Handwerkskammer, Dauer meist 2 Jahre, mit Gesellenprüfung am Ende.
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Direkter Seiteneinstieg, wenn Du verwandte Fähigkeiten hast. Beispiel: Ein gelernter Maler kann sich relativ leicht in den Trockenbau einarbeiten; eine studierter Designer*in könnte über Kreativhandwerk (z.B. Keramik) ins praktische Arbeiten wechseln.
Wichtig ist im Handwerk, körperlich fit zu sein und Lernbereitschaft für die handwerklichen Techniken mitzubringen. Du wirst Dir den Meistertitel zwar nicht sofort ans Revers heften können, aber der Weg vom Quereinsteiger zumzur Meisterin ist möglich, wenn Du dranbleibst. Viele Kammern unterstützen lebensältere Quereinsteiger mit speziellen Kursen. Das Gehalt im Handwerk startet oft eher niedrig (Einstiegslohn als Helferin teilweise nur 12–15 € pro Stunde in Deutschland, also ~2.000–2.500 € brutto monatlich). Mit abgeschlossener Gesellenprüfung und ein paar Jahren Erfahrung kannst Du aber deutlich höher kommen, und Meister*innen mit eigenem Betrieb verdienen natürlich je nach Auftragslage entsprechend. In der Schweiz sind Handwerkslöhne generell höher (umgerechnet oft 3.500–4.500 € brutto Einstiegsgehalt je nach Beruf), was Quereinsteiger dort zusätzlich motivieren mag.
Praxisbeispiele: Erfolgreich den Quereinstieg geschafft
Zum Abschluss ein paar inspirierende Beispiele von Quereinsteiger*innen – sie zeigen, dass es geht und wie unterschiedlich die Wege sein können:
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Anna (34) – von der Eventmanagerin zur Software-Entwicklerin: Anna hat ursprünglich Veranstaltungsmanagement gelernt und 10 Jahre in der Messeorganisation gearbeitet. Die Pandemie und die Liebe zur Technik haben sie zum Umdenken bewegt. Sie brachte sich ab 2021 neben dem Job via Online-Kurse das Programmieren bei. 2023 wagte sie den Quereinstieg und begann als Junior Web Developer. Ihr Organisationstalent hilft ihr jetzt z.B. beim agilen Projektmanagement im Entwickler-Team. Nach zwei Jahren Berufserfahrung verdient sie inzwischen fast so viel wie in ihrem alten Job und ist deutlich glücklicher.
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Markus (45) – Neu als Berufsschullehrer: Markus ist gelernter Elektroniker und hat 20 Jahre in der Industrie gearbeitet, zuletzt als Teamleiter. Mit Mitte 40 suchte er eine sinnvollere Aufgabe. Über den Seiteneinstieg wurde er Berufsschullehrer für Elektrotechnik. Dafür brauchte er einen AdA-Schein (Ausbildung der Ausbilder) und absolvierte einen berufsbegleitenden pädagogischen Kurs. Heute gibt Markus sein Praxiswissen an Auszubildende weiter. Sein Gehalt liegt mit E11-TV-L etwas unter seinem früheren Verdienst, aber er genießt die Ferienzeit und die sichere Anstellung im öffentlichen Dienst.
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Aylin (38) – vom Einzelhandel in die Pflege: Aylin arbeitete über 15 Jahre als Filialleiterin in einem Modehaus. Die Arbeit mit Menschen gefiel ihr, doch sie wollte etwas „mit mehr Sinn“ machen. 2022 startete sie eine Umschulung zur Krankenpflegerin. Der Pflegeberuf war eine völlige Kehrtwende – körperlich anstrengend und eine ganz neue Fachwelt. Aber Aylin schloss 2024 mit Bestnoten ab. Direkt im Anschluss fand sie eine Stelle im Krankenhaus und fühlt sich in ihrem neuen Beruf angekommen. „Es ist nie zu spät, etwas Neues zu beginnen“, sagt sie – Du kannst das also auch schaffen!
Häufig gestellte Fragen zum Quereinstieg
Welcher Quereinstieg lohnt sich?
Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn lohnend ist ein Quereinstieg vor allem dann, wenn er zu Dir passt. Überlege Dir: Was sind Deine Ziele – finanziell, fachlich, persönlich? Es lohnt sich beispielsweise, in Branchen mit Fachkräftemangel zu wechseln, da hier Einstiegschancen und Gehälter oft gut sind (z. B. IT, Pflege, Handwerk). Finanziell kann sich ein Wechsel in gut bezahlte Berufe wie Tech oder Beratung lohnen, während andere Jobs eher ideelle Werte bieten (z. B. Soziales). Am Ende lohnt sich der Quereinstieg, wenn Du damit zufriedener bist als zuvor – sei es durch mehr Gehalt, mehr Freude an der Arbeit oder bessere Work-Life-Balance. Plane sorgfältig und sorge dafür, dass Du die nötigen Qualifikationen mitbringst. Dann stehen die Chancen gut, dass sich der Schritt für Dich auszahlt.
Was sind die besten Jobs für Quereinsteiger?
Es gibt nicht „den einen besten Job“ für alle Quereinsteiger, da das stark von Deinen Interessen und Fähigkeiten abhängt. Beliebte Quereinsteiger-Jobs sind jedoch solche, die einen offenen Qualifikationsrahmen haben und aktuell gesucht werden. Beispiele:
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Software-Entwickler*in – hoher Bedarf, Quereinsteiger willkommen mit entsprechenden Coding-Skills.
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Lehrerin/Erzieherin – wer pädagogisches Talent hat, kann hier erfüllende Jobs finden (Seiteneinstieg mit Studium nötig).
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Pflegefachkraft – sinnstiftend und krisensicher, entsprechende Umschulung vorausgesetzt.
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Online Marketing Manager – Quereinsteiger aus Geisteswissenschaften oder BWL landen häufig in diesem Feld; Weiterbildungen helfen beim Einstieg.
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Vertriebs- oder Kundenbetreuer*in – hier zählen Soft Skills und Produktaffinität oft mehr als eine spezifische Ausbildung.
Daneben gibt es viele weitere: vomr Data Analyst bis zumzur* Projektmanager*in. Wichtig ist, dass der Job zu Dir passt und Du bereit bist, Dir fehlendes Wissen anzueignen. Dann kann fast jeder Beruf „der beste“ für Deinen Quereinstieg werden.
In welchen Jobs verdient man als Quereinsteiger am meisten?
Grundsätzlich sind Berufe mit generell hohem Gehaltsniveau interessant, wenn Du auf ein Top-Einkommen aus bist. Laut einer Übersicht gehören z. B. Unternehmensberater*innen zu den bestbezahlten Quereinsteiger-Jobs – hier liegt das Einstiegsgehalt bei rund 3.500 € brutto/Monat und kann mit Erfahrung auf ~5.500 € steigen. Ebenfalls gut bezahlt werden viele IT-Jobs (Softwareentwicklung, IT-Security) – Einstiege zwischen 40.000–50.000 € Jahresgehalt sind für Quereinsteiger mit gefragten Skills möglich (Stand 2025). Im Technik- und Ingenieurwesen kann man als Quereinsteigerin mit vorhandener technischer Basis vergleichsweise hoch einsteigen, z. B. als Projektleiterin in der Industrie.
Auch im Vertrieb kann man sehr viel verdienen, vor allem wenn Provisionen eine Rolle spielen – Quereinsteiger*innen mit dem richtigen Riecher steigen hier manchmal vom Nullstarter zum Sales-Profi mit sechsstelligen Einkünften auf. Bildungs- und Sozialberufe liegen gehaltlich eher im Mittelfeld; sie lohnen sich oft mehr ideell als finanziell. Letztlich hängen die Verdienstmöglichkeiten von Branche, Region (in der Schweiz z.B. generell höhere Löhne) und Deiner Verhandlungsstärke ab. Als Faustregel: IT, Technik, Beratung, Finanzen – hohe Gehälter; Soziales, Kultur, Handwerk – eher moderate Gehälter, aber mit Leidenschaft durchaus erfüllend.
Welche Berufe eignen sich für den Quereinstieg?
Es eignen sich insbesondere Berufe, bei denen übertragbare Fähigkeiten gefragt sind oder die aktuell einen Mangel an Bewerber*innen haben. Dazu zählen:
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Berufe mit viel Kundenkontakt: z. B. Vertrieb, Kundenservice, Personalberatung – hier punkten Quereinsteiger z.B. aus anderen Dienstleistungsjobs.
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Technologie/IT-Berufe: Wie erwähnt, können sich z.B. Leute mit analytischem Denken oder Hobby-Programmierer in der IT hocharbeiten.
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Pflege/Gesundheit und Bildung: Weil hier Personalnot herrscht, gibt es etablierte Quereinsteiger-Programme.
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Kreative Berufe: Quereinsteiger als Grafiker, Designer, Texter kommen oft über Talent und Portfolio, auch ohne klassische Ausbildung, zum Zuge.
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Öffentlicher Dienst & Verwaltung: Mit genereller Berufserfahrung und ggf. Fortbildungen kann man als Seiteneinsteigerin in Behörden oder Polizei (seitens z.B. Verwaltungsfachangestellter) anfangen.
Generell eignet sich ein Beruf zum Quereinstieg, wenn Du bereit bist, Dich in fehlende Kenntnisse einzuarbeiten und der Arbeitgeber Dir diese Chance ermöglicht. Am besten informierst Du Dich branchenspezifisch (siehe unsere Tipps oben zu verschiedenen Bereichen).
Wie begründe ich meinen Quereinstieg in der Bewerbung?
Die Begründung in der Bewerbung sollte Deine Motivation und Eignung in den Vordergrund stellen. Im Anschreiben erklärst Du kurz, warum Du Dich neu orientierst: z. B. „Nach X Jahren in der Branche Y möchte ich meiner Leidenschaft für Z folgen und suche eine neue Herausforderung als ...“. Betone das Positive an der neuen Richtung (Interesse, Herausforderung, Leidenschaft) statt das Negative am alten Job. Wichtig: Stelle einen Bezug zwischen Deiner bisherigen Erfahrung und der angestrebten Position her. Welche Kenntnisse nimmst Du mit? Welche Erfolge aus Deiner Vergangenheit kannst Du übertragen? Zum Beispiel: „Durch meine Tätigkeit als Teamleiter bringe ich Führungserfahrung und Organisationstalent mit – Fähigkeiten, die ich nun als Projektmanager in der Eventbranche einbringen möchte.“
Im Lebenslauf kannst Du den Wechsel z.B. mit dem Abschnitt „Berufliche Neuorientierung“ kenntlich machen, gerade wenn Du eine Zwischenphase mit Weiterbildung hast. Spätestens im Vorstellungsgespräch solltest Du eine kurze, schlüssige Geschichte parat haben: Was hat den Ausschlag gegeben (z.B. neue Interessen, Wunsch nach XY) und was hast Du getan, um Dich vorzubereiten (z.B. Kurse besucht, mit Leuten gesprochen). So zeigst Du, dass der Quereinstieg wohlüberlegt und vorbereitet ist. Personalverantwortliche wollen sicher sein, dass Du den Schritt ernst meinst und nicht spontan aus einer Laune heraus wechselst. Wenn Deine Begründung authentisch und nachvollziehbar ist, wird sie Dir nicht zum Hindernis, sondern eher zur Stärke.
Wie funktioniert ein Quereinstieg generell?
Ein Quereinstieg funktioniert im Grunde so, dass Du von einem Berufsfeld ins andere wechselst, ohne den klassischen Weg (etwa Ausbildung oder Studium in diesem Feld) gegangen zu sein. Der Weg dorthin kann aber sehr unterschiedlich aussehen. Typischerweise läuft es so ab: Du stellst fest, dass Du Dich verändern möchtest, informierst Dich über die neue Branche, bildest Dich weiter oder eignest Dir fehlende Kenntnisse an und bewirbst Dich dann in dem neuen Feld. Manchmal gibt es auch Quereinsteiger-Programme von Unternehmen, die gezielt Leute aus anderen Branchen anlernen. In einigen Berufen (z.B. Lehrer, siehe oben) ist der Quereinstieg formal geregelt: Du durchläufst z.B. einen Seiteneinstieg mit berufsbegleitender Qualifizierung.
Wichtig zu verstehen: Quereinstieg ist kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess. Du musst die Bereitschaft mitbringen, wieder etwas „Azubi-Luft“ zu schnuppern und eventuell unten anzufangen, auch wenn Du zuvor vielleicht in Deinem alten Job schon senior warst. Dafür hast Du den Vorteil, frischen Wind und meist viel Motivation mitzubringen. In vielen Unternehmen funktioniert Quereinstieg reibungslos, weil gemischte Teams aus verschiedenen Hintergründen sehr geschätzt werden – sie bringen neue Perspektiven. Kurz gesagt: Ein Quereinstieg funktioniert, wenn Du proaktiv lernst, beharrlich suchst und Dein Ziel nicht aus den Augen verlierst. Dann öffnen sich Türen.
Kann ich ohne Studium Berufsschullehrer werden?
Ohne Studium ist es schwierig, Berufsschullehrer*in zu werden, da normalerweise mindestens ein Fachhochschul- oder Hochschulabschluss in einem einschlägigen Fach verlangt wird. Allerdings gibt es Sonderfälle: Hast Du z.B. einen Meisterbrief oder staatlich geprüften Techniker in einem Berufsfeld, das an Berufsschulen unterrichtet wird (etwa Elektrotechnik, Metallbau), kannst Du in einigen Bundesländern damit in den Schuldienst einsteigen. Dort absolvierst Du dann parallel eine pädagogische Nachqualifizierung. Auch Personen mit einem Bachelor (z.B. Fachrichtung Wirtschaft, Technik) haben Chancen, über den Quereinstieg Berufsschullehrer zu werden – oft wird dann berufsbegleitend der Master of Education oder ein Vorbereitungsdienst nachgeholt.
Ganz ohne irgendeine höherqualifizierende Ausbildung wird es aber kaum gehen, da Schulen eine gewisse Fachqualifikation nachweisen müssen. Falls Du also kein Studium hast, aber Lehrer werden möchtest, prüfe, ob Du vielleicht ein berufsbegleitendes Studium anfangen kannst oder den Weg über eine fachpraktische Lehrkraft wählst (das sind Praktiker, die an Berufsschulen praxisbezogenen Unterricht geben, z.B. Werkstattunterricht – hier reicht manchmal ein Gesellen- oder Meisterbrief). Informiere Dich bei der Schulbehörde Deines Bundeslandes nach den Optionen. Oft lohnt es sich, ein Beratungsgespräch zu vereinbaren, um Deine individuellen Chancen auszuloten.
Wie lange dauert der Quereinstieg im Lehramt?
Die Dauer hängt stark davon ab, welchen Weg Du genau gehst. Ein Quereinstieg ins Lehramt kann folgende Zeitschienen haben:
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Direkter Seiteneinstieg: Du hast bereits ein fertiges Studium in einem Mangelfach. In einigen Ländern startest Du dann direkt als Lehrer*in und machst parallel 1–2 Jahre Vorbereitungsdienst (Referendariat) oder Kurse. In Berlin z.B. dauert der berufsbegleitende Vorbereitungsdienst 18 Monate.
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Nachstudium: Wenn Dein vorhandenes Studium nicht vollständig ausreicht, kann es sein, dass Du noch einen Master oder Ergänzungsstudium machen musst – das dauert meist 2–3 Semester zusätzlich, bevor Du unterrichten darfst.
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Ohne Studium: Solltest Du erst noch einen Hochschulabschluss erwerben müssen, dauert es natürlich entsprechend länger (Bachelor 3 Jahre + Master 2 Jahre als Regelstudienzeit).
Praktisch berichten viele Quereinsteiger-Lehrkräfte, dass es rund 2–3 Jahre dauert, bis sie wirklich voll im neuen Job angekommen sind – inklusive aller Ausbildungsphasen. In dieser Zeit musst Du einerseits lernen, wie man unterrichtet (Methodik, Didaktik), und Dich andererseits ins Schulssystem einfinden. Die gute Nachricht: Du verdienst während der Quereinsteiger-Qualifizierung meist schon ein Gehalt (z.B. als Angestellter nach TV-L). Zusammengefasst: Mit passendem Studium kannst Du binnen ca. 1,5–2 Jahren eigenständiger Lehrerin sein; ohne Vorqualifikation können es bis zu 5 Jahre werden, da Du den Bildungsabschluss nachholst. Es ist also ein mittelfristiges Projekt – aber angesichts eines vermutlich langen Berufslebens als Lehrerin lohnt sich die Investition.
Wie wird man Beamter als Quereinsteiger?
In den Beamtenstatus zu gelangen ist für Quereinsteigerinnen nicht immer sofort möglich, da der klassische Weg über entsprechende Laufbahnprüfungen oder Studiengänge führt. Dennoch gibt es Optionen: Viele fangen zunächst als Tarifangestellte im öffentlichen Dienst an und können später – wenn sie die Voraussetzungen erfüllen (Alter, Gesundheit, ggf. Staatsangehörigkeit) – verbeamtet werden. Beispielsweise kann man als seiteneingestellter Lehrerin nach einigen Jahren und dem Erwerb fehlender Scheine verbeamtet werden, sofern das Bundesland das anbietet. Ähnlich ist es bei Verwaltungsquereinsteigerinnen: Erst Angestelltenstatus E9 oder E10, und mit Aufstiegslehrgang oder Verwaltungsprüfung kann man in eine Beamtenlaufbahn wechseln.
Es gibt auch spezifische Seiteneinstiegsprogramme für bestimmte Beamtenlaufbahnen. Z.B. der höhere technische Dienst sucht Ingenieure – wer als externer Dipl.-Ingenieur kommt, kann nach Auswahlverfahren direkt auf eine Beamtenstelle gesetzt werden. Polizei oder Zoll haben Altersgrenzen, aber ab und zu Sonderprogramme (z.B. für Cyber-Experten) wo Quereinsteiger als Beamte eingestellt werden.
Generell gilt: Beamter wird man durch Ernennung, und die setzt entsprechende Qualifikation voraus. Als Quereinsteigerin musst Du diese Qualifikation entweder schon mitbringen (z.B. ein Studium, das für den gehobenen Dienst anerkannt wird) oder nachträglich erwerben (z.B. Verwaltungslehrgang). Der Prozess kann einige Jahre dauern. Wer das Ziel hat, BeamterBeamtin zu werden, sollte frühzeitig klären, welche Anforderungen es gibt und gezielt darauf hinarbeiten. Es kann sich lohnen – Beamte genießen ja einige Vorteile. Dennoch: Lass Dich davon nicht abschrecken, erstmal als Angestellte*r im öffentlichen Dienst anzufangen. Viele Behörden schätzen engagierte Quereinsteiger, und der Beamtenstatus kann dann der nächste Schritt sein, wenn alles passt.
Was ist der Unterschied zwischen Quereinstieg und Seiteneinstieg?
Die Begriffe werden oft durcheinander benutzt. Quereinstieg ist der allgemeinere Begriff und meint einen Berufswechsel in ein neues Feld, ohne die übliche Ausbildung dafür gemacht zu haben. Seiteneinstieg wird oft spezifisch im Bildungsbereich verwendet, wenn jemand z.B. Lehrer wird, ohne Lehramt studiert zu haben (also seitlich einsteigt). Im Grunde sind sich die Begriffe ähnlich – beide bedeuten, dass man nicht den „geraden“ Weg gegangen ist. Einige verwenden „Seiteneinstieg“ auch generell für den Arbeitsmarkt, wenn man aus einer benachbarten Branche kommt.
Ein praktischer Unterschied: „Seiteneinsteiger“ klingt manchmal danach, dass man innerhalb eines größeren Bereichs wechselt (z.B. jemand aus der Wirtschaft steigt seitenein in die Berufsschule ein, weil er fachlich passt). „Quereinsteiger“ kann jeder aus völlig anderem Gebiet sein. Offiziell gibt es im deutschen Arbeitsrecht keine strikte Definition. Unternehmen schreiben häufig Stellen „für Quereinsteiger“ aus, um zu zeigen, dass auch Bewerber ohne klassische Ausbildung willkommen sind. In Stellenausschreibungen für Schulen wird von „Seiteneinsteiger*innen“ gesprochen. Für unseren Ratgeber kannst Du die Begriffe im Prinzip synonym sehen – wichtiger als der Begriff ist, dass Du Dir bewusst bist: Egal ob „quer“ oder „seitlich“, Du wechselst den Bereich und bringst einen untypischen Hintergrund mit.
Fazit: Ein Quereinstieg will gut überlegt und vorbereitet sein, doch er bietet enorme Chancen. Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz öffnen sich aufgrund des Fachkräftemangels Türen für motivierte Berufswechsler*innen. Wichtig ist, dran zu bleiben – Du kannst mit der richtigen Planung praktisch jeden Beruf ansteuern. Nutze Deine vorhandenen Stärken, bilde Dich gezielt weiter und zeige Selbstbewusstsein für den neuen Weg. Dann heißt es: Trau Dich! Viele haben den Sprung geschafft und sind glücklicher denn je im neuen Job.
Jetzt bist Du dran: Vergleiche dein Wunschgehalt und starte deine Bewerbung für den Quereinstieg! Viel Erfolg beim Neustart deiner Karriere!